Zwei Menschen, gleich alt – doch ihre Haut erzählt zwei verschiedene Geschichten
Der Grund liegt nicht in den Genen, sondern in ihrem Exposom.
Das Verständnis des Exposoms verändert, wie wir Hautpflege denken – weg von reiner Reparatur, hin zur Stärkung ihrer Anpassungsfähigkeit.
Tägliche Umweltbelastungen, digitale Strahlung und Stress beeinflussen die Haut stärker, als Gene je könnten.
Einflüsse von außen und innen: ein neues Verständnis der Haut
Unsere Haut erinnert sich – an Licht, an Luft, an jede Form von Stress.
Wie sie sich im Laufe der Jahre verändert, hängt nicht allein von genetischen Faktoren ab, sondern vor allem davon, welchen Einflüssen sie täglich begegnet – und wie effektiv sie darauf reagiert. In der modernen Dermatologie fasst man diese Summe aus Umwelt- und Lebensstilfaktoren unter einem Begriff zusammen: das Exposom.
Was ist das Exposom?
Das Exposom beschreibt die Gesamtheit aller äußeren und inneren Einflüsse, denen die Haut im Laufe des Lebens ausgesetzt ist – also alles, was über die genetische Ausstattung hinausgeht.
Dazu zählen UV-Strahlung, urbaner Feinstaub, Ozon, digitales Licht, Schlafmuster, Ernährung und psychischer Stress.
Diese Faktoren wirken einzeln und in Kombination auf die Hautzellen ein, verändern biochemische Prozesse und beeinflussen die Fähigkeit der Haut, sich zu regenerieren.
Das Exposom beeinflusst die Haut in jedem Alter – es beschleunigt die vorzeitige Alterung und intensiviert bestehende Alterungsprozesse.
Welche äußeren Einflüsse gehören zum Exposom?
Das Exposom beginnt dort, wo die Haut unmittelbar mit der Umwelt in Kontakt tritt.
UV-Strahlung, urbaner Feinstaub, Ozon und Temperaturschwankungen erzeugen oxidativen Stress: Freie Radikale greifen Zellstrukturen an und aktivieren Enzyme, die den Kollagenabbau beschleunigen.
Auch digitales Licht – sogenanntes hochenergetisches sichtbares Licht (HEV) – wirkt subtil, aber messbar – auf tiefere Hautschichten und verstärkt oxidative Prozesse zusätzlich.
Diese Belastungen wirken täglich auf die Haut. Entscheidend ist, wie gut sie solche Reize ausgleichen und Reparaturmechanismen aktivieren kann.
Wie wirken innere Einflüsse auf das Exposom?
Das Exposom endet nicht an der Hautoberfläche. Auch innere Prozesse prägen den Hautzustand – insbesondere Cortisol, das zentrale Stresshormon.
Dauerhaft erhöhte Cortisolspiegel schwächen die Barrierefunktion, fördern chronisch niedriggradige Entzündungen und verlangsamen die Zellregeneration.
Diese unterschwelligen Mechanismen stehen in engem Zusammenhang mit Inflammaging (entzündungsbedingte Hautalterung) – der chronischen, niedriggradigen Entzündungsaktivität, die die Hautstruktur langfristig verändert.
Welche Rolle spielt das Mikrobiom im Exposom-Kontext?
Wie stark äußere und innere Einflüsse tatsächlich wirken, hängt wesentlich vom Zustand des Hautmikrobioms ab. Dieses mikrobiologische Ökosystem reguliert pH-Wert, Lipidhaushalt und Immunabwehr – und entscheidet mit, ob Belastungen abgefedert oder verstärkt werden.
Ein stabiles Mikrobiom ist zentral für die Resilienz der Hautzellen – die Fähigkeit der Haut, Reize abzuwehren, Schäden zu reparieren und sich selbst zu stabilisieren.
Fazit – Hautpflege im Zeitalter des Exposoms
Das Exposom verdeutlicht, dass Hautalterung kein linearer Prozess ist, sondern das Ergebnis komplexer biologischer Wechselwirkungen.
Wirksame Hautpflege muss über reine Schutzmechanismen hinausgehen: Sie sollte die Haut darin stärken, sich anzupassen, Stressreaktionen zu regulieren und ihre natürliche Widerstandskraft langfristig zu erhalten – selbst unter den Bedingungen eines urbanen, digitalen Lebensstils.
